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Warum Kommune?

Mit Kommune wollen wir einen Raum des Zusammenlebens ohne Privateigentum mit einer langfristigen phänomenalen Perspektive und kollektiven Strukturen schaffen. In diesem Raum wollen wir Bedürfnisorientierung, Solidarität und Kommunikation in den Vordergrund stellen.

Wir wollen dem guten Leben so nah wie möglich kommen! Dafür bewegen wir uns raus aus der Individualisierung, rein in eine gemeinsame Ökonomie, d.h. Kollektivierung von: Geld, Ressourcen und Arbeit. Dadurch wollen wir verbindliche, langfristige, verantwortliche und gleichberechtigtere Beziehungen ermöglichen.

Wir wünschen uns ein solidarisches Miteinander, in dem wir uns gegenseitig unterstützen und uns nicht vereinzelt auf dem Arbeitsmarkt und im Leben durchschlagen oder gar in Konkurrenz zueinander treten. Hierzu gehört auch, dass wir uns in Konflikten und Auseinandersetzungen verbindlich und verantwortungsvoll auf einen gemeinsamen Lernprozess einlassen. Statt des Wartens auf die befreite Gesellschaft, ein Ausharren zwischen Lohnarbeit, Kleinfamilie und Politgruppenstress, wollen wir ein schönes Leben im Hier und Jetzt!

Finanzen und Arbeit

Wir kollektivieren Geld, Ressourcen, Besitztümer, Arbeit und Vermögen.

Unsere Besitztümer gehören also uns allen, was nicht automatisch heißt, dass sie von allen gleichermaßen benutzt werden. Wir haben alle persönliche Zahnbürsten, Lieblingspullis, unsere eigenen Zimmer incl. Einrichtung usw., die nur von einer Person benutzt werden oder bei denen andere fragen müssen, bevor sie sie nutzen. Andere Gegenstände werden von mehreren oder allen benutzt.

Wir planen und verwalten unsere Finanzen gemeinsam, transparent und bedürfnisorientiert. Wir wollen dabei jedoch nicht das Geldausgeben unnötig erschweren oder bürokratisieren. Es muss also nicht jede Hose abgesprochen und verhandelt werden.

Ein wichtiger Anspruch von uns, ist es, nicht die Bedürfnisse anderer zu bewerten oder darüber zu urteilen wofür Geld ausgegeben werden darf. Selbstverständlich haben wir nicht unendlich viel Geld und können uns nicht alles kaufen, was wir gerne haben würden. Wenn der Geldmangel vor der Tür steht, müssen wir darüber sprechen, wie wir an mehr Geld kommen oder weniger ausgeben; die Priorisierung der Wünsche überlassen wir aber jeder_m Einzelnen.

Eine Kollektivierung von Finanzen bedeutet für uns auch, Strukturen und Umgangsweisen zu schaffen, in denen wir unterschiedliche, individuelle Sicherheitsbedürfnisse, Konsumwünsche, Ängste, Zugangsmöglichkeiten, Schamgefühle...reflektieren und ernst nehmen.

Durch die Umverteilung innerhalb unserer Gruppe wollen wir mehr Möglichkeiten für jede_n Einzelne_n schaffen und uns auf gleicher Augenhöhe begegnen. Denn unterschiedliche ökonomische Ausstattung macht erpressbar, sorgenvoll und einfach keinen Spaß.

Leider und selbstverständlich können auch wir uns nicht dem kapitalistischen Verwertungsdruck entziehen. Auch wir sind gezwungen, unsere Arbeitskraft mehr schlecht als recht zu verkaufen. Dennoch, oder gerade deshalb, wollen wir die Verantwortung für unsere Be- und Überlastungen teilen und mehr Raum schaffen, auf diese einzugehen, als wir es allein könnten. Das kann heißen, dass wir uns gegenseitig schützen, indem wir es ermöglichen, dass Leute unterschiedlich viel zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten oder auch dass Leute gar nicht arbeiten müssen. Dazu erzählen wir uns regelmäßig von unserem empfundenen Belastungsniveau, geben Arbeiten an andere ab oder nehmen welche an, unterstützen uns dabei auf uns selber Acht zu geben und uns nicht in Leistungsfilme zu stürzen.

Bei der Reflexion von Arbeit ist es uns auch wichtig, die unterschiedliche Bewertung/ Anerkennung von bezahlten und unbezahlten Arbeiten aufzulösen. Sorge-, Haus-, Beziehungs-, Orga-, Lohn-, Polit- und andere Arbeiten sind wichtig für unsere Kommune und/ oder für uns als Einzelne. Daher wollen wir die Herrschafts- und Denkstrukturen aufbrechen, die die Arbeitsbereiche nach Geschlecht, Klasse und anderer gesellschaftlicher Positionierung unterschiedlich verteilt und einige von ihnen unsichtbar macht.

Kommunikation und Konflikte

Unseren Erfahrungen nach entstehen dort, wo Personen sich zusammentun und Verbindlichkeiten eingehen, immer auch Aushandlungsbedarf und Konflikte.

Die meisten von uns haben in ihrem Leben gelernt, dass Konflikte anstrengend, belastend, bedrohlich und daher am besten zu vermeiden sind.

Eine von uns bevorzugte Sichtweise ist jedoch, dass das Benennen und Austragen von Konflikten immer auch ein „Angebot an die Beziehung" ist. Deshalb versuchen wir einen Umgang und einen Platz für die unterschiedlichen Wünsche, Ängste, Vorstellungen und Bedürfnisse zu finden.

Wir wollen gemeinsam Strukturen schaffen, bei denen eigene Gefühle (wie Angst, Scham, Freude, Lust, Unlust) und eigenes Geworden-sein ihren Platz haben und eine gleichberechtigte Ebene einnehmen. Uns ist bewusst, dass Auseinandersetzungsräume nie hierarchiefrei sind und dass Personen unterschiedliche Fähigkeiten haben, ihre Bedürfnisse zu erkennen, zu thematisieren und zu vertreten. Das wollen wir mitdenken und ggf. Positionen stärken.

Zur Weiterentwicklung der eigenen Konflikt- und Auseinandersetzungsfähigkeit entwickeln und nutzen wir verschiedene Werkzeuge und Kommunikationsmethoden (z.B. aus Supervision, Emoplenum, Mediation ...).

Auch wenn uns Konflikt- und Auseinandersetzungsfähigkeit sehr wichtig sind, wollen wir darauf achten, dass individuelle Rückzugsräume Bestandteil unserer Strukturen bleiben.

Immer dann, wenn eine_r von uns es braucht werden wir...
... die Machtfrage stellen
... die Ressourcenfrage stellen
... die Experimentierwiese ausrollen
... die geschützte Insel aufstellen
... Kritik und Spiegel geben
... zuhören und liebevoll handeln
... Selbstbestimmtheit stärken
... Verbündete suchen, einladen, befragen
Und wenn wir das alles gerade nicht können, werden wir zumindest Unterstützung dafür organisieren.

Ein herrschaftsfreier Raum?

Wir halten unsere Kommune nicht für einen herrschaftsfreien Raum, weil wir alle in Herrschaftsverhältnisse verstrickt und mit unterschiedlichen (Nicht-)Privilegien ausgestattet sind. Im täglichen Umgang reproduzieren wir oft genug -auch unbewusst- diese Verhältnisse oder profitieren davon.

Gerade deshalb beschäftigen wir uns kritisch mit Sexismus, Rassismus und Klassismus und stärken Betroffene. Dazu nutzen wir verschiedene Tools, wie Quotierungen, Betroffenenunterstützung, Schutzräume und fordern von allen Kommunaut_innen eine Auseinandersetzungsbereitschaft mit der eigenen Eingebundenheit in diese Herrschaftsverhältnisse.

Ausblick Großprojekt

Unser Ziel ist es, in Berlin einmal ein eigenes Gelände zu haben, auf welchem viele Kommunaut_innen in Bezugsgruppen wohnen können, aber auch Platz für kommuneeigene Betriebe und diverse Entfaltungsmöglichkeiten sowie Räume für Politgruppen und Projekte vorhanden sind.

Da wir gerade erst sehr wenige sind, wird dieser Wunsch wohl noch eine Weile unerfüllt bleiben. Dennoch machen wir uns jetzt schon darüber Gedanken, wie so ein Großprojekt aussehen könnte und versuchen langfristig und gemeinsam unsere Zukunft zu planen.